Advanced Nursing Practice (auch: Advanced Practice Nursing, kurz: APN) ist ein Studium beziehungsweise die Bezeichnung für ein relativ neues Berufsbild. Übersetzt bedeutet der Begriff etwa “fortgeschrittene Pflegepraxis” oder auf den Beruf umgemünzt “Pflegeexperte/in”. Die Praxis im Arbeitsalltag verbindet pflegerische Tätigkeiten mit wissenschaftlicher Arbeit.
Eine Pflegefachperson hat sich durch den Studiengang spezialisiert, zum Beispiel auf die Gesundheitsprobleme einer bestimmten Patientengruppe bzw. eines Fachgebietes. Dabei kann es sich etwa um chronische Krankheiten in der Kardiologie, Onkologie oder Psychiatrie drehen. Der Einsatz dieser Pflegeexperten/-innen verbessert die klinische Qualität der Pflege deutlich und qualifiziert sie für leitende Positionen in einer Pflegeeinrichtung.
Informationen rund um die akademische Weiterbildung der Advanced Nursing Practice, das Studium, die Aufgaben und vieles mehr – hier.
Inhaltsverzeichnis
- Advanced Nursing Practice: Aufgaben in der Praxis
- Advanced Nursing Practice: Arbeitsorte auf einen Blick
- Vorteile von Advanced Practice Nursing
- Wie sieht Advanced Nursing Practice in Deutschland aus?
- Advanced Pracitce Nursing: Studium
- Advanced Practice Nursing: Gehalt
- Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
Advanced Nursing Practice: Aufgaben in der Praxis
Mit einem Abschluss in Advanced Nursing Practice arbeitet man weiterhin in der aktiven Pflege, allerdings mit erweitertem Handlungs- und Tätigkeitsbereich. Neben den oben genannten Aufgaben berechtigen der akademische Abschluss und das Expertenwissen zum Beispiel dazu:
- Entscheidungsfindung bei komplexen Sachverhalten
- Diagnostik
- Umsetzung von therapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen
- Begutachtung des Pflegebedarfs
- Führung, Beratung und Coaching von Pflege-Teams
Das Studienmodell ermächtigt die Absolventen/-innen außerdem, selbstständig Präventions- und Versorgungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen.
In Australien, Finnland, Großbritannien, Irland, Kanada, den Niederlanden, Neuseeland und den USA haben Pflegeexperten die Kompetenz, eigenständig Diagnosen zu stellen, Symptome zu identifizieren, Sachmittel und Medikamente zu verordnen, diagnostische Tests anzuordnen, Untersuchungen durchzuführen, Therapien zu entwickeln und Ein- bzw. Überweisungen ins Krankenhaus, an die Hausarztpraxis oder weitere Gesundheitseinrichtungen (z.B. Rehakliniken) durchzuführen. Aus der Pflegepraxis dieser Länger hat man sich für den Bachelor- beziehungsweise Masterstudiengang Inspiration geholt. Ziel dieses neuen Berufs ist es, den Herausforderungen in der Pflege durch eine Weiterentwicklung der Pflegeberufe im Gesundheitswesen gewachsen zu sein und die Qualität der Patientenversorgung kontinuierlich zu verbessern.
Kompetenzen mit einem Master of Science in Advanced Nursing Practice
Der Advanced Practice Nursing Master (Master of Science; M.Sc.) ermöglicht zusätzliche Einsatzgebiete wie z.B. die Steuerung von komplexen Pflegeprozessen, die Durchführung von Forschungsstudien, die Beratung und Schulung von anderen Pflegefachkräften, die Evaluation der Bedarfsgerechtigkeit oder die Implementation von individuell erstellten Qualitätsmanagement-Konzepten.
Advanced Nursing Practice: Arbeitsorte auf einen Blick
Aufgrund ihrer Expertise und erweiterten Handlungskompetenzen können Advanced Practice Nurses bzw. Pflegeexperten/-innen weiterhin sowohl in Krankenhäusern, stationären und ambulanten Pflegediensten und Reha-Einrichtungen arbeiten.
Darüber hinaus können sich die spezialisierten Pflegefachkräfte nach Abschluss dieses Studiums aber auch fragen, ob sie an wissenschaftliche Forschungseinrichtungen oder bei Sozialversicherungsträger ihre Bewerbung schicken.
Master-Absolventen/-innen arbeiten oft im mittleren oder oberen Pflegemanagement, als Stationsleitung oder Abteilungsleitung, in der Pflegewissenschaft, Forschung oder beraten als Pflegeexperten/-innen Teams und Organisationen.
Vorteile von Advanced Practice Nursing
Die Vision des Konzepts “Advanced Nursing Practice” besteht daraus, dass Pflegexperten/-innen durch ihre erweiterten Aufgabenfelder dem Personalmangel nachhaltig entgegenwirken. Darüber hinaus stellen sie durch ihre Fähigkeit die Basisgrundversorgung sicher und können Entscheidungen fällen, die bisher in den Kompetenzbereich von Ärzten/-innen fielen. Da die Verfügbarkeit von Pflegepersonal ein globales Problem ist und Fachkräftemangel sich vor allem im pflegerischen Bereich bemerkbar macht, wirkt sich die zunehmende Spezialisierung von Pflegefachpersonen positiv auf die Gesundheitsversorgung und Entlastung des Gesundheitssystems aus.
Einflüsse auf die Gesundheitsversorgung
Es gibt viele Argumente, die für einen Studienabschluss in Advanced Practice Nursing und damit den Weg zum/-r Pflegeexperten/in sprechen. An erster Stelle steht dabei vor allem der positive Einfluss des geschaffenen Berufsbilds auf die Gesundheitsversorgung. Die Arbeit der APN-Experten/-innen beeinflusst die Krankenpflege und ferner der Therapie insbesondere in diesen Bereichen:
- Steigerung des Patienten-Outcomes: Der Einsatz von Pflegeexperten/-innen senkt z.B. das Risiko für Stürze und Infektionen durch direkte Interaktion mit den Patienten/-innen und steigert die Versorgungsqualität.
- Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs: Da die Patientenverweildauer sinkt, kann die gleiche bzw. eine verbesserte Leistung in kürzerer Zeit erbracht werden.
- Erweiterung pflegerischer Interventionen: Die Übernahme ärztlicher Aufgaben mit starker Orientierung am Patientenbedarf entlastet Ärzte/-innen. Einem/-r Arzt/Ärztin bleibt so mehr Raum für andere Tätigkeiten im Beruf, da die Pflegeexperten/-innen für einen Teil der Aufgaben nun die Verantwortung tragen können.
- Prozessoptimierung: Pflegeexperten/-innen arbeiten im Gegensatz zu einem/-r Arzt/Ärztin direkt mit den zu pflegenden Personen und können durch ihr Fachwissen reibungslos, effizient und schnell Therapien in Gang bringen.
- Wettbewerbsvorteile und Imagesteigerung der Kliniken: Krankenhäuser mit Advanced Practice Nurses bieten durch ihre optimierten Personal-Strukturen eine bessere Versorgung als Kliniken ohne Pflegeexperten/-innen.
- Stärkung der Berufsgruppe der Pflegefachpersonen: Durch die Professionalisierung der Pflege werden alle in der Pflege Tätigen weiterqualifiziert und dadurch noch unverzichtbarer.
Wie sieht Advanced Nursing Practice in Deutschland aus?
Ein konkretes Beispiel für den Einsatz von Advanced Nursing Practice in Deutschland findet sich am Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf, an dem eine Pflegeexpertin eingesetzt wurde, um das Medikamentenmanagement zu optimieren. Ihre Aufgabe war die Sicherstellung der korrekten Medikamenteneinnahme der Patienten/-innen gemäß Verordnung. Dazu erarbeitete sie gemeinsam mit dem Pflegeteam ein Konzept für ihre Station, initiierte Patientenschulungen und stand als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
In diesem Fallbeispiel ließ sich nachweisen, dass Patienten/-innen ihre Medikamente nicht regelmäßig einnehmen, wenn ihnen die Bedeutung der Medikamenteneinnahme nicht klar ist. Die Advanced Practice Nurse konnte hier nicht nur ein konkretes Problem lösen, sondern auch in ihrer Teststudie und ihr Handeln vielen weiteren Kliniken mit demselben Problem praktische Lösungswege aufzeigen.
Advanced Pracitce Nursing: Studium
Die Voraussetzungen, um in Deutschland Pflegeexperte oder Advanced Practice Nurse zu werden, unterscheiden sich, je nachdem, ob man an einer Hochschule den Bachelorstudiengang oder einen Master of Science anstrebt. Es stehen viele Standort zur Verfügung, an denen die zukünftigen Studierenden das Fach erlernen können. Die Inhalte im Master und im Bachelor unterscheiden sich dabei.
Zugangsvoraussetzungen für Bachelor oder Master
Das Advanced-Practice-Nursing-Studium mit Abschlussziel Bachelor of Science richtet sich an berufserfahrene Pflegekräfte, die ihre Kompetenzen erweitern möchten, weshalb eine abgeschlossene Berufsausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger/in, als Kinderkrankenpfleger/in oder als Altenpfleger/in Voraussetzung ist. Ferner muss man Abitur oder Fachhochschulreife sowie zwei bis drei Jahre berufliche Erfahrung mitbringen. Liegt kein höherer Schulabschluss vor, bieten viele Hochschulen eine besondere Zusatzprüfung an oder erkennen eine Berufstätigkeit im Gesundheitswesen von drei Jahren als Zulassungsvoraussetzung an.
Das Advanced Practice Nursing Studium mit Abschlussziel Master of Science (M.Sc.) hat striktere Voraussetzungen. Studieninteressierte benötigen einen ersten medizinisch-akademischen Abschluss (z.B. Bachelor, Diplom) sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung in der Kranken- und Gesundheits-, Kinder- oder Altenpflege oder als Hebamme. Manche Hochschulen verlangen zusätzlich eine abgeschlossene berufliche Fortbildung, eine mindestens zweijährige Berufserfahrung oder ein Motivationsschreiben.
Kosten im Studium
Während des Studiums fallen Kosten an. An einer öffentlichen Universität sind das zwischen 200 und 450 Euro pro Semester. Es kommt dabei aber sowohl auf das Bundesland an, als auch auf die Einrichtungsart. Denn handelt es sich um eine Fachhochschule, unterscheiden sich die Gebühren von der an Universitäten. Außerdem macht es einen Unterschied, ob die Institution privat oder staatlich ist. Dazu kommen noch Lebenshaltungskosten und Lehrmaterialkosten.
Bachelor-Studiengang Advanced Practice Nursing
Der Bachelorstudiengang (sechs bis neun Semester) baut auf einer bereits bestehenden beruflichen Qualifikation in der Pflege auf und befähigt die Studierenden dazu, im Laufe des Studiums theoretische und praktische Handlungskompetenzen auf akademischem Niveau zu erlangen. Das Studium umfasst beispielsweise die Bereiche:
- Pflegewissenschaften
- Pflegeentwicklung
- Arbeit in interdisziplinären Teams
- europäische Gesundheits- und Sozialsysteme
- Volkswirtschaftslehre
- Qualitätsmanagement
- Case Management
- Care Management
- Pflegeinformatik
- Kommunikation
- familien- und gemeindenahe Pflege
- Schmerzmanagement
- Therapieformen
- Projekt- und Prozessmanagement
- Geriatrie und Gerontologie
- klinische Krankheitsbilder
- Gesundheitsmanagement
- Pflegemanagement
Advanced Practice Nurses mit Abschlussziel Bachelor spezialisieren sich im Verlauf ihres Studiums auf einen oder mehrere Themenbereiche und sind nach ihrem Abschluss Experten/-innen auf ihrem Gebiet. Zu den möglichen Wahlbereichen gehören u.a. Demenz, Onkologie, Palliative Care, Herzerkrankungen, Intensivmedizin, Anästhesie und Anästhesiepflege und viele mehr. Da alle Hochschulen verschiedene Schwerpunkte anbieten, sollten die unterschiedlichen Lehrpläne vor Studienbeginn verglichen werden.
Master im Advanced Practice Nursing
Beim Masterstudium (vier bis sechs Semester) liegt der akademische Fokus auf der Weiterqualifizierung in der klinischen Pflegepraxis und der Vermittlung von wissenschaftlich-methodischen Kompetenzen. Diese beinhalten wissenschaftliches Arbeiten, Forschungsmethoden und -anwendungen, Wissens- und Changemanagement, Gesundheitsförderung und Prävention, Case Management und Care Management, Pflege und chronische Krankheiten, Gesundheitsmanagement, ethische Entscheidungsfindung, Versorgungskonzepte sowie quantitative und qualitative Methoden.
Zahlreiche Module bauen die Handlungskompetenzen in den Bereichen Organisation und Führung aus und bereiten die Teilnehmer/innen auf eine leitende Tätigkeit in einer pflegerischen Einrichtung vor, z.B. als Heim- und Einrichtungsleitung. Das sind hierfür vor allem Personalmanagement, Projekt- und Qualitätsmanagement, Gesprächsführung, Konflikt- und Krisenmanagement, Finanz- und Rechnungswesen, Controlling, Projekt- und Qualitätsmanagement, interdisziplinäre Teamarbeit sowie Management Skills.
Auch hier sollte man vor Studienbeginn verglichen, welche Hochschulen sich auf Wissenschaft und Forschung konzentrieren und welche den Fokus auf praktische Handlungskompetenzen oder pflegerische Inhalte setzen. Zum Abschluss des Masterstudiums des Advanced Practice Nursing gehört das Schreiben der 70- bis 90-seitigen Masterarbeit, in der Studierende nachweisen müssen, dass sie ihre selbst gewählte Fragestellung wissenschaftlich bearbeiten können.
Advanced Practice Nursing: Gehalt
Angaben zum Gehalt nach einem Abschluss in Advanced Practice Nursing bieten einen großen Spielraum, da das Berufsbild erst vor wenigen Jahren in Deutschland implementiert wurde und die Einsatzmöglichkeiten vielfältig sind. Man kann jedoch davon ausgehen, dass das Gehalt von Pflegeexperten/-innen über dem von Pflegewissenschafts-Absolventen/-innen liegt, wobei es dabei auf Faktoren wie Alter, Berufserfahrung, Bundesland, persönliches Verhandlungsgeschick, die jeweilige Einrichtung und das Aufgabenspektrum ankommt.
Das Durchschnittsgehalt beträgt laut einem großen deutschen Gehaltsportal 39.400 Euro brutto jährlich. Die Gehaltsspanne reicht von 33.000 Euro bis 48.000 Euro. Mit einem Bachelorstudiengang verdient man zwischen 2.600 Euro und 4.900 Euro und Masterabsolventen/-innen etwas mehr, nämlich zwischen 3.500 Euro und 5.900 Euro brutto pro Monat.
Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
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